YOGA - DER WEG

"OM" - am Anfang war das Wort - eine Schwingung - des "Vaters Gedanke".             

 

Yoga - der Weg

 

Das Wort "Yoga" ist indogermanischen Ursprungs, entstammt der Sprache Sanskrit und bedeutet übersetzt "Joch". Zwei Ochsen wurden darunter gespannt, um sie in die gleiche Richtung zu lenken. Symbolisch auf den Menschen übertragen, verdeutlicht dieses Bild ein bewußtes Wahrnehmen und "Gleichlaufen" zweier vermeintlich getrennter Teile seines ganzen Selbst: nämlich der inneren Göttlichkeit (= unsterbliche Energie, höheres Selbst, die Seele aus religiöser Sicht, reines Sein, Àtman, der Regisseur im Zuschauerraum, die Ursache - oder im höheren Sinne: der heilige Geist, der "Splitter" Brahmans) und seiner Persönlichkeit (= sterbliche dreifache Form mittels Denken, Emotionen/Gefühle und physischem Körper; das Werkzeug ICH, der Schauspieler auf der Bühne, die Rolle, die Auswirkung, der Intellekt, die Psyche oder die Seele im Sinne der Psychologie).

 

Was bedeutet das nun konkret für uns und unseren Alltag? Folgendes: wir sind täglich mit unserer Aufmerksamkeit außerhalb von uns beschäftigt - eben dieser Bühne des Lebens: am Arbeitsplatz, mit Geldverdienen, Familie, Freunden und Beziehungen incl. den dazugehörigen emotionalen "Seifenopern", mit Plänen, Träumen, den Medien - aber auch mit einer zumeist unbewußten Lebensangst. Mit einem Wort: wir spielen unsere persönlichen Rollen und identifizieren uns mehr oder weniger mit ihnen.

Manche beschleicht nun das Gefühl, irgendwie nicht selbst zu leben, sondern gelebt zu werden, eine Marionette zu sein, die eigenen Rollen werden einem fremd, und Melancholie macht sich breit, der Gedanke, man müßte etwas ändern. Vielleicht melden sich auch körperliche Symptome, wie Kopfschmerzen, Rückenbeschwerden, Verspannungen, Schlafstörungen, Erschöpfungszustände, Asthma, Verdauungsprobleme, Neurodermitis oder ähnliches.

 

Durch Yoga können wir der Ursache dieser Zustände näher kommen. Die Körperübungen (= Hatha - Yoga) bewirken zunächst Linderung und Vorbeugung zahlreicher körperlicher Beschwerden: Muskeln werden aufgebaut (vor allem wichtig an der Wirbelsäule), die Durchblutung gefördert, die Organe massiert, Gelenke und Sehnen beweglich gehalten und der Stoffwechsel angeregt. Durch konzentrierte Ausführung der verschiedenen Haltungen (= Asanas), in Verbindung mit gezielter Atempraxis, kommt auch die Psyche (= Koppelung von Gedanken und Emotionen) zur Ruhe. Ausgeglichenheit und innere Ruhe machen sich mehr und mehr im Alltag bemerkbar.

 

Aber der eigentliche Kern von Yoga ist die bewußte Beschäftigung mit seiner Philosophie und das Sich-Versenken in diese. Dadurch wird eine allmähliche Annäherung des Menschen an seinen anderen, bisher vergessenen oder verdrängten Teil, nämlich seinen Lichtkörper (= innere göttliche Identität) erreicht. Die Aufmerksamkeit - und damit auch die Identifikation - verschiebt sich immer mehr nach innen zum Beobachter; man begreift die Macht der Gedanken, wie sie gelenkt werden können und sie die Gefühlswelt beeinflussen. Solch ein Mensch gewinnt eine befreiende innere Distanz zu seiner eigenen Persönlichkeit und den Opfer-Täter-Helfer-Rollen. Die Lebensangst, verursacht durch die Trennung von der inneren göttlichen Identität, verliert ihre Macht.

 

Schließlich erkennt man sich als den Regisseur, den Verursacher all seiner Lebensumstände, den positiven, wie den negativen. Das Joch wird spürbar, die Verbindung ist da! Hier beginnt wahres Selbst-Bewußtsein, die gelebte Verantwortung für das eigene Denken und Handeln. Hier beginnen wir, uns selbst und unsere Mitmenschen zu verstehen und wirklich zu lieben; die bedingungslose Liebe aus dem Herzen ist erwacht.  Das reine Verstehen und Erwachen liegt und beginnt im Herzzentrum - nicht in der Festplatte Verstand.

 

Jetzt liegt es an uns, den Weg des Yoga im Alltag zu gehen. Genau dieser Alltag ist unser bester Lehrer, denn er ist ein ständiger Spiegel unserer bewußten wie unbewußten "Vorgänge". Dies ermöglicht uns eine ständige Selbstkontrolle, ein Durchschauen unserer selbstgemachten Probleme und einen kreativen Umgang mit ihnen. Es mag manchmal ein unangenehmer Weg sein. Wer gesteht sich gerne Schwächen oder unbewußtes Reagieren ein? Aber mit Disziplin und Ausdauer ist Yoga ein Weg der Befreiung, der sich unendlich lohnt.   

 

 

Noch eine Erläuterung:

 

Das Wort Gott meine ich hier auf keinen Fall im Sinne einer außerhalb von uns stehenden Macht (womöglich eines alten Mannes mit Bart und erhobenen Zeigefinger im Himmel, der uns Menschen bestraft, wenn wir "sündigen"), sondern den Gott der LIEBE, den wir IN uns tragen und wie er in der Bibel und allen anderen heiligen Schriften der Erde ursprünglich beschrieben ist. In den vielen Kulturen gab man dieser "Lichten Unendlichkeit" die verschiedensten Namen: Manitu, (Atman), Brahman, Brahma, Reines Selbst, Allah und so fort. Im eigentlichen Sinne ist jedes Wort, das diese Unendlichkeit beschreiben will, eine Einschränkung und ein Versuch des Verstandes, "Es" greifbar zu machen. Genau aus diesem Grund behauptete Buddha den Menschen gegenüber, die Gott personifiziert oder als eine Art Wesenheit betrachteten, es gäbe keinen Gott.

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© Robert Werner Spieß